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Warum man Fliesen wirklich planen sollte!

Autorenbild: Nicole SchüteNicole Schüte

Aktualisiert: 26. Okt. 2021

Das Fugenbild ist genauso wichtig wie die Fliese... Oder sogar noch wichtiger.



Leute, jetzt mal Hand aufs Herz. Würdet ihr jemals in einen Laden gehen und euch dort Klamotten für vielleicht mehrere hundert Euro oder sogar tausende Euro aussuchen die euch gefallen und dann sagen: "Alles klar nehme ich einfach so mit, wird schon irgendwie passen"?

Ich bin mir ziemlich sicher keiner von euch sagt jetzt: "Ja, klar!"

Und warum würdet ihr das nicht tun? Weil das einfach ziemlich viel Geld ist und man natürlich auch sicher sein will, dass die Sachen einem stehen und wirklich passen.


Warum dann nicht auch bei Fliesen?


Viel zu häufig sehe ich Kunden, die sich in einem Laden einfach etwas aussuchen, was ihnen gefällt, ohne vorher darüber nachzudenken was formattechnisch wirklich zur Situation passt bzw. ohne sich wirklich Gedanken darüber machen was sie für eine Fugenoptik möchten, denn die Fugen werden immer vernachlässigt.





In den meisten Fällen gehen alle los und suchen nur nach Farbe und Design aus, der nette Verkäufer gibt dann vielleicht eine Info, in welchen Formaten die Fliesen erhältlich ist, dann wird überlegt und sich schlussendlich entschieden- In fast allen Fällen ausschließlich wegen der Oberfläche oder der Farbe der Fliese. Wie das Zeug später verlegt wird, darüber macht sich, glaube ich, keiner so wirklich Gedanken, denn das macht ja der Fliesenleger, das wird dann schon irgendwie passen ;-)


Jetzt kommt aber das Allerschlimmste:


Meistens wird das Material einfach an den Fliesenleger übergeben, es wird ihm gesagt wo man gefliest haben will und los geht's! Halt stopp!!!

Nein, nein und nochmals nein! Denn in fast allen Fällen kann da einfach nichts sinnvolles bei heraus kommen. Der Fliesenleger fängt nämlich einfach an einer Stelle an, meistens in einer Raumecke und legt dann komplett bis zum Ende durch. Das bedeutet, dass das spätere Fugenbild nicht sinnvoll auf bauliche Gegebenheiten im Raum reagieren kann und dass die Fugen eben dort ankommen wo sie ankommen. Gesehen habt ihr das bestimmt alle schon. Komische Anschnitte von Fliesen, man fragt sich dann manchmal warum am Ende so eine doofe halbe Fliese zu sehen ist oder warum die Fuge nicht mittig durch die Armatur läuft, sondern so komisch halb angeschnitten nebenher verläuft usw. Kurzum, es sieht einfach nicht schön aus.

Ich möchte fast soweit gehen zu sagen, dass das Fugenbild entscheidender ist als die Fliese selbst. Denn ein gut geplantes Fugenbild wirkt immer stimmig - egal mit welcher Fliese, diese ist schließlich auch einfach Geschmacksache, eine sinnvolle Planung aber nicht.


Worauf kommt es an?


Zunächst einmal wäre es wünschenswert, dass die Fugen auch wirklich aufeinander treffen. Ihr mögt jetzt denken - "Na ist das nicht irgendwie klar?" Ja, man möchte es meinen, aber ihr glaubt gar nicht was man alles so sieht. Manchmal hat der Boden ein anderes Raster als die Wände, die Verlegerichtung wird einfach plötzlich verändert oder Wandfugen treffen nicht auf die Fugen am Boden.

Somit ist es eben wichtig, sich vorab Gedanken zu machen, was für ein Fliesenraster man sich vorstellt bzw. was zu den Gegebenheiten passt. Man hat dabei oft das Problem, dass ein Raster was man sich vielleicht überlegt hat, an ein oder anderer Stelle irgendwie Probleme macht oder nicht aufgeht, wenn man es aber von Anfang an mitberücksichtigt bzw. nicht vernachlässigt, dann kann man Raster und Raumelemente ganz gut in Einklang bringen, sodass es später auch wirklich gut aussieht.

Ein Beispiel: Eine Wanne soll in der Ecke eines Bades eingebaut werden. Jetzt könnte man das entweder entsprechend irgendwelcher Normen einfach so machen und später die Fliesen festlegen oder aber man legt das Raster vorab fest und kann dann mit der Wanne darauf reagieren.


Hier seht ihr zwei Fotos

Die Wanne wurde in ihrer Position und dem Einbau darum herum so bestimmt, dass sie exakt bündig mit der Fliesenfuge abschließt. Es wurde also nicht vorab einfach entschieden, dass die Umbauung der Wanne, sagen wir mal 2m breit ist, sondern die Breite der Wanne hat sich durch die Fliesen ergeben. Dadurch wirkt das Ensemble sehr akkurat und stimmig, die Wanne wächst quasi aus dem Boden. Man kann also mit einer gezielten Planung vorab auf Sanitärobjekte eingehen und die Planung so perfektionieren, dass das Fliesenraster und die Raumelemente später gut harmonieren.


Oft ist es auch entscheidend den Punkt, an dem begonnen werden soll, zu definieren. Wenn ihr dem Fliesenleger sagt, ihr habt euch für Raster XY entschieden, weil das für den Raum am besten passt und er fängt dann trotzdem einfach irgendwo an, dann wird das sehr wahrscheinlich schief gehen, denn es gibt immer irgendwo Anschnitte. Der Start ist also sehr entscheidend. In dem Beispiel oben war dieser nämlich mitten im Raum und ging von der Mitte nach außen damit das Raster so auf die Wanne trifft, wie ihr es hier seht und zusätzlich auch für Dusche und Eingang passt. Im Normalfall würde ein Fliesenleger aber so nie beginnen, sondern immer in einer Raumecke. Das ist aber ganz oft einfach nicht sinnvoll. Wichtig ist sich einen Punkt auszusuchen im Bad, auf den es ankommt. Wo möchte man, dass das Raster akkurat auf ein Bauteil trifft? Diesem Fixpunkt ordnet sich dann alles unter und von diesem aus wird auch das Raster entwickelt.


Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Fliesen möglichst immer in gleicher Richtung verlegt werden (also Boden und Wand haben denselben Verlauf) und gegenüberliegende Seiten, wenn möglich, ebenfalls gleich sind (z.B. bei einer Dusche).

Ich habe letztens eine Dusche gesehen, in der eine Wandseite anders verlegt war als die andere und somit das Raster auf beiden Seiten nicht gleich war - Wieso macht man sowas? In solchen Momenten schüttle ich wirklich immer mit dem Kopf.


Folgend habe ich noch ein Beispiel für euch, was verdeutlichen soll, dass man sich auf Handwerker nicht immer verlassen kann bzw. warum es wichtig ist, Dinge genau vorzugeben. Hier wurden die Wandfliesen in anderer Richtung verlegt als die Bodenfliesen, somit trifft hier jetzt jede zweite Fuge auf dem Boden auf ,Nichts' an der Wand. Richtig wäre gewesen, die Bodenfliesen parallel zu den Wandfliesen zu legen, damit dann Wanne, Boden und Wand rechts harmonisch und parallel zueinander wären. Das Gesamtbild wäre so in sich sehr viel stimmiger gewesen.

Hinzu kommt ebenfalls, dass die Auslässe für Waschtisch und Armatur nicht mittig auf den Wandfliesen sitzen.



Wie bringt man Raumelemente in Einklang mit einem Fliesenraster?


In den meisten Fällen hat es einfach nur etwas damit zu tun, Dinge besser bzw. anders anzuordnen oder eben leicht zu verändern/verschieben. Wenn beispielsweise ein Bad in seiner Grundaufteilung geplant wurde, aber noch nicht fertig gebaut ist, dann hat man ja zumindest ein bisschen Spielraum um Dinge noch etwas zu verschieben.

Ein Beispiel: Für ein WC wird standardmässig ein Platzbedarf von 90cm eingeplant, wenn es aber z.B. für das Fliesenraster besser passt das dieser Bereich 92cm oder 95cm breit ist damit die Fuge mittig auf das WC und den Spüldrücker trifft, dann ändert man das ab.

Ein weiteres Beispiel könnte ein Waschtisch sein. Vielleicht hatte man gedacht man nimmt einen 1,6m breiten Doppelwaschtisch, der zwei Becken hat und somit auch zwei Armaturen. Das geplante Raster geht aber hier vielleicht nicht ganz auf, weil die Armaturen später nicht mittig auf der Wandfliese sitzen würden (bevor ihr fragt, ja das ist total wichtig!!) Dann hilft ggf. so etwas wie die Größe des Waschtisches zu justieren, z.B. auf 1,8m damit sich die zwei Becken stärker entzerren und die Armaturen sich dadurch auch leicht verrücken.

Grundsätzlich ist es einfach wichtig bestimmte Fixpunkte die sein müssen, zu definieren und dem ordnen sich dann eben andere Dinge unter. Fixpunkte können beispielsweise Dinge sein, die man nicht ändern kann, ein Fenster was auf bestimmte Art und Weise im Raum sitzt oder Anschlüsse, aber auch gestalterische Fixpunkte wie Symmetrie, Armaturen beispielsweise sollten mittig sitzen usw.


Formate mischen


Jetzt werden sich vielleicht viele wundern, denn das entspricht ja eigentlich gar nicht dem Bild von Harmonie, bei näherer Betrachtung kann es aber durchaus manchmal Sinn machen, um mehr Harmonie zu erzeugen und Probleme zu vermeiden. Mit diesem Punkt wären wir bei unserem Aufhängerfoto angekommen.



Bei diesem Gästebad gab es ein Raster von 60x120cm damit das WC und die Spülplatte mittig auf der Fliese sitzen bzw. mittig zum verbleibenden Raum neben der Dusche. Da das Bad sehr klein ist, wurden Dusche und Waschtisch miteinander kombiniert. Aus Platzgründen konnte die Dusche hier aber nicht breiter als 70cm sein. Damit Waschtisch, Duschbereich und Armatur aber harmonisch wirken und ebenfalls eine Symmetrie erhalten, wurden die 60x120cm Fliesen auf 60x70cm gekürzt. Die Fuge trifft somit exakt auf die Schwallkante der Dusche am Boden und bildet somit einen stimmigen Bereich. Um ein gleichmäßiges Gefälle in der Dusche zu bekommen, auf dem man dennoch gut stehen kann, wurde die Dusche aus einer großen Platte hergestellt und nicht aus den 60x120cm Platten gestückelt zusammengesetzt.


Ein ähnliches Beispiel könnte die Rückwand hinter dem WC sein, denn es ist oft schwierig Bodenraster und Wandraster in Einklang zu bringen. Hier kann es unter Umständen helfen, den Bereich hinter dem WC aus einer Platte herzustellen, der dann eben gar keine Fuge hat.


Abschließend die Punkte nochmal zusammengefasst, die wichtig sind:


- Format genau festlegen


- Fliesenraster und Raumelemente in Einklang bringen


- ggf. Formate mischen wenn es für ein stimmiges Gesamtbild für die Gegebenheiten von Vorteil ist


- den Startpunkt für die Verlegung genau festlegen


- auf die gleiche Verlegerichtung achten


- Symmetrien durchziehen


- Armaturen entweder mittig auf der Fliese oder aber mittig auf den Fugen platzieren


- Fugenfarbe an Fliesenfarbe anpassen (es gibt verschiedene Fugenfarben)


Ihr hättet gerne noch mehr Beratung oder jemanden, der eine professionelle Planung für euch erstellt, dann schaut euch gerne mal den Quick Task: Trennungen planen genauer an;-)






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